Rahmenbedingungen des Konzerns
- Die deutsche Wirtschaft ist weiter gewachsen; der TV-Werbemarkt entwickelt sich wie erwartet positiv und solide.
- Die steigende Bedeutung des Internets verändert das Konsum- und Mediennutzungsverhalten. Diese Entwicklung treiben wir voran, indem wir unser Portfolio digitalisieren und vernetzen.
- TV ist in Deutschland das wichtigste Breitenmedium und gewinnt durch Zusatzfunktionen wie hochauflösendes Fernsehen (HD) an Qualität. Zudem wird TV aufgrund seiner hohen Reichweite noch wertvoller für die Vermarktung.
- 2016 ist ProSiebenSat.1 erneut führend im TV-Markt und hat mit dem Launch von kabel eins Doku neue Zielgruppen adressiert. Zugleich steigern wir unsere Reichweite über digitale Plattformen und Distributionspartnerschaften.
Medienpolitisches und regulatorisches Umfeld
Die deutsche Medienlandschaft kennzeichnet ein duales System aus privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern. Dabei unterscheidet sich die Marktstruktur deutlich von anderen Ländern. Dies gilt insbesondere für den TV-Markt. Er ist zum einen vergleichsweise stark reguliert; die Möglichkeiten für Werbung sind sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich restriktiver als etwa in den USA. Zum anderen verfügen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Deutschland über hohe Budgets, da ihre Finanzierung gesetzlich sichergestellt ist: Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind zur „Grundversorgung der Bevölkerung mit Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung“ beauftragt und refinanzieren sich über den Rundfunkbeitrag, den jeder Fernsehhaushalt monatlich entrichtet. Eine zweite Einnahmequelle sind Werbeumsätze.
Das duale System ist in den vergangenen Jahren in ein finanzielles Ungleichgewicht geraten, da die Einnahmen der Öffentlich-Rechtlichen kontinuierlich gestiegen sind: Im Jahr 2000 lag der Rundfunkbeitrag noch bei 28,25 DM bzw. 14,44 Euro; seit 2015 beläuft er sich auf 17,50 Euro je Haushalt. Die Gebühr wird seit Januar 2014 standardisiert je Haushalt und unabhängig von Art und Anzahl der Geräte erhoben. Zuvor orientierte sich die Höhe des Rundfunkbeitrags an der Anzahl der Geräte. Mit dem neuen Gebührenmodell haben sich die Einnahmen der Öffentlich-Rechtlichen aus dem Rundfunkbeitrag weiter erhöht. Für die Periode 2013 bis 2016 werden Mehreinnahmen von insgesamt 1,5 Mrd Euro gegenüber dem angemeldeten Bedarf der Rundfunkanstalten prognostiziert.
Insgesamt finanziert der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit einem Etat von 9,3 Mrd Euro rund 20 TV-Sender und rund 60 Radioprogramme. Die privaten Anbieter betreiben über 400 TV-Sender und über 280 Hörfunkprogramme. Ihr Budget belief sich 2016 auf 8,4 Mrd Euro.
Die privaten Anbieter konkurrieren in Deutschland jedoch nicht nur mit einem finanzstarken öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im Zuge der Digitalisierung steigt die Vielfalt an Angeboten und Übertragungswegen. Zugleich intensiviert sich der Wettbewerb mit globalen Anbietern. ProSiebenSat.1 steht dieser Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüber und erkennt in der dynamischen Marktentwicklung zahlreiche Wachstumschancen. Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich sind gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen, die den digitalen Wirtschaftswandel begleiten. Durch spezielle Rechtsvorschriften und Regulierungen, denen ProSiebenSat.1 als Medien- und Rundfunkunternehmen in Deutschland unterliegt, herrscht derzeit jedoch ein Ungleichgewicht. Während ProSiebenSat.1 sich im direkten Wettbewerb mit globalen Anbietern wie Google oder Facebook befindet, sind diese nicht an dieselben gesetzlichen Vorgaben zum Beispiel hinsichtlich Jugendschutz oder Urheberrecht gebunden. Hinzu kommen quantitative und qualitative Beschränkungen bei der Ausstrahlung von Werbung für TV-Anbieter, die einen fairen Wettbewerb mit digitalen Plattformen zusätzlich erschweren. Die Ausstrahlungszeit für TV-Werbung ist beispielsweise auf maximal zwölf Minuten pro Stunde beschränkt und für TV-Anbieter wurde ein neues Werbeverbot für regionale Werbung etabliert.
Die Politik hat erkannt, dass Änderungen notwendig sind. Mit der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz auf nationaler Ebene und der Revision der Audiovisuellen Mediendienst-Richtlinie (AVMD) auf europäischer Ebene, haben die Verantwortlichen erste Schritte unternommen, um die Wettbewerbsbedingungen für digitale Marktteilnehmer in Deutschland anzupassen. Durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit und einen regelmäßigen Austausch konnte sich ProSiebenSat.1 als wichtiger und zuverlässiger Partner der einzelnen Gremien und Arbeitsgruppen positionieren. Gemeinsam mit Politik und Industrie will der Konzern die Chancen der Digitalisierung verdeutlichen und fördern, um somit den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland langfristig zu stärken.