Risikobericht

  • Wir verfügen über ein wirksames Risikomanagementsystem.
  • Die Gesamtrisikosituation ist unverändert begrenzt.

Risikomanagementsystem

Die ProSiebenSat.1 Group hat ein systematisches Risikomanagementsystem etabliert. Es ist auf die speziellen Gegebenheiten des Konzerns ausgerichtet und berücksichtigt alle Tätigkeiten, Produkte, Prozesse, Abteilungen, Beteiligungen und Tochtergesellschaften, die Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung unseres Unternehmens haben könnten. Die neuen Unternehmenseinheiten werden systematisch in das Risikomanagementsystem eingebunden.

Risiko ist im vorliegenden Bericht als mögliche künftige Entwicklung bzw. mögliches künftiges Ereignis definiert, das unsere Geschäftslage wesentlich beeinflussen und zu einer negativen Ziel- bzw. Prognoseabweichung führen könnte. Damit fallen jene Risikoausprägungen, die wir bereits in unserer finanziellen Planung bzw. im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2016 berücksichtigt haben, nicht unter diese Definition und werden folglich in vorliegendem Risikobericht nicht erläutert. Das Risikomanagement gliedert sich in vier Prozessschritte, die ineinander greifen:

  1. Identifikation: Grundlage ist die Identifikation der wesentlichen Risiken über einen Soll-Ist-Vergleich. Verantwortlich hierfür sind die dezentralen Risikomanager. Sie orientieren sich dazu an Frühwarnindikatoren, die für relevante Sachverhalte bzw. Kennzahlen definiert wurden. Ein wichtiger Frühwarnindikator ist beispielsweise für das TV-Geschäft die Entwicklung der Zuschauermarktanteile.
  2. Bewertung: Die Bewertung der relevanten Risiken erfolgt auf Basis einer Matrix (Abb. 90). Dazu werden die Sachverhalte zum einen nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit auf einer Fünf-Stufen-Prozentskala kategorisiert. Zum anderen wird der Grad ihrer möglichen finanziellen Auswirkung beurteilt; die finanziellen Äquivalente gliedern sich ebenfalls in fünf Stufen.
    Mithilfe der Matrixdarstellung werden die Risikopotenziale nach ihrer relativen Bedeutung als „hoch“, „mittel“ oder „gering“ klassifiziert. Neben der Klassifizierung ist die Analyse von Ursachen und Wechselwirkungen Teil der Risikobeurteilung. Maßnahmen zur Gegensteuerung bzw. Risikominimierung fließen in die Quantifizierung ein (Netto-Betrachtung). Um ein möglichst präzises Bild der Risikolage zu erhalten, werden Chancen hingegen nicht berücksichtigt. Diese erfasst ProSiebenSat.1 über die Planungsrechnung.

    Risikoklassifizierung (Abb. 90)

    Risikoklassifizierung (Grafik)Risikoklassifizierung (Grafik)
  3. Steuerung: Über geeignete Maßnahmen kann ProSiebenSat.1 die Eintrittswahrscheinlichkeit von Verlustpotenzialen verringern und mögliche Einbußen begrenzen oder vermindern. Von großer Bedeutung für den sicheren Umgang mit Risiken ist daher, Gegenmaßnahmen zu entwickeln und einzuleiten, sobald ein Indikator eine bestimmte Toleranzgrenze erreicht.
  4. Monitoring: Die Risikoüberwachung und Risikoberichterstattung komplettiert den Risikomanagementprozess. Ziel ist es, die Veränderungen zu überwachen und die Effektivität der ergriffenen Steuerungsmaßnahmen zu prüfen. Teil des Monitorings ist auch die Dokumentation; sie stellt sicher, dass alle entscheidungsrelevanten Hierarchieebenen über adäquate Risikoinformationen verfügen.

Risikomanagementprozess im Ablauf (Abb. 91)

Risikomanagementprozess im Ablauf (Grafik)Risikomanagementprozess im Ablauf (Grafik)

Grundvoraussetzung für den konzernweit sicheren Umgang mit Risiken sind klare Entscheidungsstrukturen, einheitliche Richtlinien und methodisches Vorgehen der verantwortlichen Instanzen. Zugleich müssen Abläufe und Organisationsstrukturen so flexibel gestaltet sein, dass ProSiebenSat.1 jederzeit angemessen auf neue Situationen reagieren kann. Daher erfolgt die regelmäßige Klassifikation der Risiken dezentral und somit direkt in den verschiedenen Unternehmenseinheiten (Abb. 90 – 92).

  • Dezentrale Risikomanager: Die Risikomanager erfassen die Risiken aus ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich nach der beschriebenen, konzernweit einheitlichen Systematik. Sie dokumentieren ihre Ergebnisse quartalsweise in einer IT-Datenbank.
  • Group Risk Officer: Der Group Risk Officer berichtet die in der Datenbank gemeldeten Risiken quartalsweise an den Vorstand und den Aufsichtsrat. Kurzfristig auftretende relevante Risiken werden zudem unverzüglich gemeldet. Vorstand bzw. Aufsichtsrat erhalten auf diesem Weg frühzeitig und regelmäßig alle entscheidungsrelevanten Analysen und Daten, um proaktiv reagieren zu können.
  • Das Risk Office unterstützt die verschiedenen Unternehmensbereiche bei der Risikofrüherkennung. Durch Schulungen der dezentralen Risikomanager und eine kontinuierliche Prüfung des Risikokonsolidierungskreises stellt das Ressort zudem die Effektivität und Aktualität des Systems sicher. Darüber hinaus prüft der Bereich Internal Audit regelmäßig die Qualität und Ordnungsmäßigkeit des Risikomanagementsystems. Die Ergebnisse werden direkt an den Finanzvorstand des Konzerns berichtet.

Risikomanagementsystem (Abb. 92)

Risikomanagementsystem (Grafik)Risikomanagementsystem (Grafik)

Die Prüfung des Risikomanagementsystems hat auch im Jahr 2016 zu einem positiven Ergebnis geführt; das System selbst hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht verändert. Grundlage für die Prüfung ist das sogenannte Risikomanagementhandbuch. Dieses fasst unternehmensspezifische Grundsätze zusammen und reflektiert den international anerkannten COSO-Standard für unternehmensweites Risikomanagement und interne Kontrollsysteme (Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission).

Entwicklung der Risiko-Cluster

Risikokategorien und Gesamtrisikolage

Unsere Gesamtrisikolage ist nach wie vor begrenzt. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert, wenngleich sich die einzelnen Risiko-Cluster gegenüber dem 31. Dezember 2015 teilweise leicht erhöht oder verringert haben (Abb. 93).

Die Einschätzung der Gesamtrisikosituation ist das Ergebnis der konsolidierten Betrachtung der Hauptrisiko-Cluster des Konzerns — den „Operativen Risiken“, den „Finanzwirtschaftlichen Risiken“, den „Compliance Risiken“ und den „Sonstigen Risiken“; aufgrund ihrer thematischen Diversität unterteilt ProSiebenSat.1 die Operativen Risiken zusätzlich in Externe Risiken, Vertriebsrisiken, Content-Risiken, Technologische Risiken, Personalrisiken und Investitionsrisiken.

Die Risiko-Cluster setzen sich wiederum aus verschiedenen Einzelrisiken zusammen. Zur Beurteilung der Gesamtrisikolage klassifiziert ProSiebenSat.1 daher zunächst alle Einzelrisiken im Rahmen des vierteljährlichen Bewertungsprozesses und aggregiert sie in die genannten neun Cluster; Grundlage hierfür ist die zuvor beschriebene Matrix (Abb. 90). Die Cluster gewichtet ProSiebenSat.1 bei der Bewertung der Gesamtrisikolage entsprechend ihrer Bedeutung für den Konzern.

Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2016 (Abb. 93)

Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2016 (Grafik)Entwicklung der Risiko-Cluster und der Gesamtrisikolage zum 31. Dezember 2016 (Grafik)

Auf den folgenden Seiten beschreiben wir die verschiedenen Einzelrisiken und erläutern ihre Kategorisierung. Dies sind nicht notwendigerweise die einzigen Risiken, denen der Konzern ausgesetzt ist. Weitere Risiken, die unsere Geschäftstätigkeit beeinflussen könnten, sind uns derzeit jedoch nicht bekannt oder wir schätzen diese als nicht wesentlich ein.

Operative Risiken

Operative Risiken (Abb. 94)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Unsere Erfahrungen im Mediensektor, klare Organisationsstrukturen und qualifizierte Mitarbeiter ermöglichen den angemessenen Umgang mit operativen Risiken und die Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zu ihrer Reduzierung. Den operativen Herausforderungen begegnen wir unter anderem mit systematischer Effizienzkontrolle oder fortlaufender Markt- und Wettbewerbsanalyse. Zudem optimieren wir unser Risikoprofil, indem wir durch konsequente Investitionen in Wachstumsbereiche unsere Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduzieren und zugleich die Digitalisierung als Wachstumschance für unser TV- und Online-Geschäft nutzen.

EXTERNE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Makroökonomische Risiken

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

leicht gestiegen

Allgemeine Branchenrisiken (Mediennutzungsverhalten)

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

VERTRIEBSRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Medienkonvergenz

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Vermarktung von Werbezeiten

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

unverändert

Online-Werbung (Werbeblocker)

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Zuschauermarktanteile

 

erheblich

 

möglich

 

mittel

 

leicht gestiegen

CONTENT-RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Lizenzeinkauf

 

moderat

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Auftrags- und Eigenproduktionen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

TECHNOLOGISCHE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Sendetechnik

 

gering

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Studio-, Postproduktions- und IT-Systeme

 

gering

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

PERSONALRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

INVESTITIONSRISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Risiken aus Mehrheitsbeteiligungen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Risiken aus Minderheitsbeteiligungen

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Externe Risiken

Die Entwicklung im deutschen TV-Werbemarkt stellt unsere wichtigste Planungsprämisse dar. Neben dem Konjunkturwachstum beziehen wir branchenspezifische Daten wie die Reichweitenstärke von TV in unsere wirtschaftlichen Überlegungen ein.

Makroökonomische Risiken. Konjunkturprognosen sind naturgemäß mit gewissen Unsicherheiten verbunden; dies gilt in besonderem Maße auch für ihre möglichen finanziellen Implikationen auf den Werbemarkt. ProSiebenSat.1 analysiert die Konjunktur- und Marktentwicklungen kontinuierlich und bewertet diese systematisch im Rahmen des Risikomanagements.

Die Wirtschaftsinstitute rechnen für 2017 unter anderem aufgrund der politischen Unabwägbarkeiten zwar mit einer leichten Abflachung des Wachstums in Deutschland, der generelle Aufwärtstrend bleibt aber aller Voraussicht nach erhalten. Die Risiken aus den konjunkturellen Rahmenbedingungen betrachten wir daher zwar als leicht gestiegen, erhebliche negative Folgen stufen wir aber unverändert als möglich ein. Wir bewerten diese Kategorie daher weiterhin als mittleres Risiko. Die Binnenkonjunktur in Deutschland entwickelt sich insgesamt positiv, sodass auch die TV-Werbeinvestitionen in unserem Hauptabsatzmarkt weiter steigen dürften.

Die Wachstumsprognosen der Branchenexperten für den deutschen Netto-TV-Werbemarkt sind optimistisch; unsere eigenen Prognosen basieren für 2017 auf einem Wachstum des deutschen Werbemarkts im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Parallel dazu dürften die Investitionen in Online-Werbung zunehmen, wobei sich InStream-Videos weiter dynamisch entwickeln. Neben einem insgesamt positiven Branchenumfeld stützen sich unsere Annahmen auf eine strukturelle Veränderung des deutschen Werbemarkts: Während Print-Anzeigen im Zuge der Digitalisierung an Relevanz verlieren, gewinnt Online Marktanteile, TV hält sein hohes Niveau.

ProSiebenSat.1 verfolgt eine digitale Wachstumsstrategie und diversifiziert so in allen Segmenten das Umsatz- und Risikoprofil. Zentraler Baustein dieser Strategie ist im konjunktursensitiven Kerngeschäft Fernsehen zum einen die Erschließung neuer Zielgruppen. Seit 2010 hat der Konzern in Deutschland vier neue Special-Interest-Sender gestartet und dadurch zusätzliche Werbebudgets freigesetzt und sein Werbeinventar vergrößert. Zum anderen investiert ProSiebenSat.1 konsequent in neue Wachstumsmärkte wie die HD-Distribution und damit auch im Segment Broadcasting German-speaking in Geschäftsfelder, die sich unabhängig von Werbeeinnahmen refinanzieren. 2016 erzielte der Konzern bereits 47 Prozent seiner Erlöse außerhalb des TV-Werbegeschäfts, 2015 waren es noch 40 Prozent.

Allgemeine Branchenrisiken (Mediennutzungsverhalten). Der technologische Wandel und insbesondere die steigende Internetnutzung beeinflussen das Mediennutzungsverhalten. Dabei reflektiert die Mediennutzung heute vor allem individuellere Bedürfnisse: TV-Inhalte werden über unterschiedliche Endgeräte konsumiert und damit unabhängig von Ort und Zeit. Die Mehrheit der Deutschen bevorzugt Fernsehen dennoch im „Lean-back-Modus“. Laut Media Activity Guide möchten sich 81 Prozent der Befragten beim Fernsehen zurücklehnen und entspannen. In 94 Prozent der deutschen Haushalte steht zumindest ein TV-Gerät; die Anzahl der Geräte ist damit konstant hoch.

Die Geräte selbst entwickeln sich durch technische Innovationen wie die Empfangsmöglichkeit von Fernsehen in hochauflösender HD-Qualität sowie großflächigeren Bildschirmen jedoch weiter und gewinnen an Qualität. Alltäglich sind zudem Nutzungsmuster wie der Parallelkonsum von TV und Internet: 55 Prozent der 14- bis 49-Jährigen surfen — während sie fernsehen — häufig mit dem Smartphone im Internet. Mobile Devices gehören folglich zum Medienalltag, sie ersetzen aber nicht das TV-Gerät. Sie dienen vielmehr als sogenannte Second Screens und erfüllen Zusatzfunktionen wie die Online-Suche oder die Kommunikation über Social-Media-Kanäle. Forschungsansätze ergaben in diesem Kontext zudem, dass die Zuschauerbindung gerade bei jungen Menschen durch eine multimediale Ansprache steigt. Daraus resultieren auch für die Vermarktung Vorteile: Online-Kampagnen erschließen einerseits neue Zielgruppen, anderseits verstärken Online-Kontakte die Effektivität von TV-Werbung.

Auf die neuen Nutzungsformen wie zeitversetztes Fernsehen entfällt derzeit ein geringer Anteil: 98 Prozent des TV-Konsums der über 14-Jährigen erfolgt in Deutschland nach wie vor durch Live-Nutzung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Die monatliche Netto-Reichweite von Fernsehen entwickelt sich zugleich auf hohem Niveau stabil. Dies gilt für alle Zuschauergruppen, insbesondere auch für die jüngere Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. Im Durchschnitt des Jahres 2016 schalteten 46 Prozent der Zuschauer zwischen 14 und 29 Jahren täglich das TV-Gerät ein, dieser Wert hat sich gegenüber dem Vorjahr trotz der immer weiter steigenden Anzahl an anderen möglichen Mediennutzungsformen nicht verändert. Dabei wurde eine tägliche durchschnittliche Sehdauer von 119 Minuten und damit fast zwei Stunden ermittelt (Vorjahr: 118 Minuten).

Auch in Zukunft dominiert Fernsehen die Mediennutzung im deutschen Markt: Wir erwarten, dass der Konsum von TV-Inhalten bis zum Jahr 2020 insgesamt um 3 Prozent steigen wird. Mit 162 Minuten Sehdauer für die Zielgruppe 14 – 49 Jahre wird die TV-Nutzung an stationären Geräten dabei zwar leicht zurückgehen, aber weiterhin an erster Stelle liegen. Gleichzeitig wird die Nutzung internetbasierter Free-TV-Angebote zunehmen. Das bedeutet, mehr und mehr Zuschauer werden die linearen TV-Programme über PC, Laptop oder mobil konsumieren. Besonders bei den jüngeren Zuschauern wird diese Nutzungsform immer beliebter und soll bis 2020 bereits bei 32 Minuten täglich liegen (heute: 16 Minuten pro Tag, Zuschauer 14 – 29 Jahre).

Diese Marktdaten und Forschungsergebnisse zeigen, dass sich der digitale Wandel in Deutschland langsamer als in anderen Ländern vollzieht. Er folgt außerdem eigenen Mustern. Ein Strukturmerkmal des deutschen Markts ist das breite Angebot im werbefinanzierten Free-TV. Im Unterschied zu den USA oder den skandinavischen Ländern kann in Deutschland der Großteil der Sender frei empfangen werden, ihre Programmqualität ist hoch. Dies spiegelt die Anzahl der Pay-TV- und VoD-Abonnements wider. Während in Deutschland aktuell nur 20 Prozent der Zuschauer kostenpflichtige Pay-TV-Programme abonnieren, sind es in den USA rund 83 Prozent der Haushalte. VoD-Angebote nutzen in Deutschland 11 Prozent der Haushalte, in den USA sind es ca. 50 Prozent. In den skandinavischen Ländern ist die Bereitschaft, für Zusatzangebote zu bezahlen, noch höher; die Marktdurchdringung von Pay-TV liegt bei 91 bis 97 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist ProSiebenSat.1 sehr gut positioniert, die digitale Entwicklung als Wachstumschance zu nutzen.

ProSiebenSat.1 ist Marktführer im deutschen Zuschauermarkt in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und offeriert zusätzlich zu Free-TV-Angeboten in SD-Qualität seine Sender in HD. Parallel dazu hat ProSiebenSat.1 frühzeitig ein digitales Entertainment-Angebot entwickelt und bedient mit dem Online-Video-Portal maxdome oder den TV-Apps neue Mediennutzungsgewohnheiten. Im Umkehrschluss erachten wir Risiken aus einer Veränderung der Mediennutzung nach wie vor als unwahrscheinlich. Im Falle einer grundlegenden Veränderung können wir jedoch wesentliche finanzielle Auswirkungen auf unser Kerngeschäft und damit die gesamte Gruppe nicht vollständig ausschließen. Wir stufen diesen Sachverhalt daher insgesamt als mittleres Risiko ein.

Vertriebsrisiken

Medienkonvergenz. Keine andere Technologie konnte sich in einer Zeitspanne von nur drei Jahren so rasant verbreiten wie Smartphones und Tablets. Die Verbreitung dieser Geräte bei den ab 14-Jährigen hat sich jeweils um ca. 20 Prozentpunkte auf 71 Prozent bzw. 38 Prozent im Jahr 2016 erhöht. Infolgedessen lösen sich die einst festen Verbindungen von Inhalten und Endgeräten ein Stück weit, die Gattungsgrenzen zwischen den Medien verwischen: Gleiche Inhalte werden heute über verschiedene Kanäle auf unterschiedlichen Geräten genutzt. So wird Radio auch via Internet empfangen, Zeitungen werden vielfach online gelesen. Breitband-Internetanschlüsse mit schneller Datenübertragung treiben diese Entwicklung voran. Angesichts der Konvergenz der Medien wird die künftige Relevanz des klassischen Fernsehens immer wieder hinterfragt.

Die Forschungsergebnisse des Media Activity Guides, einer umfassenden, von forsa im Auftrag des ProSiebenSat.1-Werbezeitenvermarkters SevenOne Media durchgeführten Studie, zeigen: Neue Formen der Bewegtbild-Nutzung ergänzen Fernsehen. Unterhaltungsgeräte wie Smartphones und Tablets werden zusätzlich zum TV-Gerät genutzt, anstatt es zu substituieren. Die Parallelnutzung wirkt sich zugleich nicht negativ auf die Nutzung des linearen Fernsehens aus. So ergibt eine Analyse aus dem Media Activity Guide, dass Personen zwischen 14 und 49 Jahren, die das Internet und TV häufig parallel nutzen, sowohl Fernsehsendungen als auch Online-Angebote deutlich länger konsumieren als der Durchschnitt dieser Zielgruppe. Sie sehen 246 Minuten und damit 22 Prozent mehr fern; ihre Internetnutzungsdauer liegt mit 114 Minuten um 28 Prozent über dem Durchschnitt. Dabei werden die zusätzlich verfügbaren Bildschirme auch dazu verwendet, TV-Programme ohne Fernsehgeräte zu verfolgen: Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren entfallen etwa 6 Prozent der TV-Nutzung auf neue Empfangsmöglichkeiten wie Livestreams oder TV-Sticks an PC oder Laptop; 2015 waren es 4 Prozent. Die hohe Marktdurchdringung von konvergenten Endgeräten birgt für ProSiebenSat.1 dennoch Risiken: So könnten TV und Online nicht nur komplementär genutzt werden und der Konsum von Bewegtbild-Inhalten auf neuen Devices insgesamt steigen. Die Konvergenz könnte in der Zukunft auch zu einer rückläufigen TV-Nutzung führen. Dies könnte sich wiederum negativ auf die Investitionsbereitschaft von Werbekunden auswirken und damit das Preisniveau von TV-Werbung beeinflussen. Obwohl wir derzeit keine Substitution beobachten, schätzen wir den Eintritt dieses Risikos als möglich ein. Erhebliche Auswirkungen auf unsere Umsatz- respektive Ergebnisentwicklung können wir daher nicht ausschließen und bewerten Verlustpotenziale aus der Konvergenz der Medien unverändert als mittleres Risiko. Aus diesem Grund werden wir auch in Zukunft sowohl in TV- als auch in Digital-Entertainment-Angebote investieren und unser Potenzial nutzen, indem wir unsere TV-Sender noch stärker mit digitalen Angeboten vernetzen.

Vermarktung von Werbezeiten. Die ProSiebenSat.1 Group hat ihre Preise für TV-Werbeflächen 2016 erneut moderat gesteigert und zusätzliche Werbebudgets freigesetzt. Innovative Vermarktungsmodelle wie Addressable TV sind in diesem Zusammenhang eine wichtige Wachstumsmaßnahme. Unser Kundenstamm setzt sich zudem aus Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen zusammen. Das diversifizierte Portfolio aus komplementären Free-TV-Sendern trägt ebenfalls dazu bei, mögliche Rückgänge von Werbebudgets in einzelnen Sektoren zu kompensieren.

Werbeverträge schließt ProSiebenSat.1 in der weit überwiegenden Zahl der Fälle nicht direkt mit den werbetreibenden Unternehmen ab. Als Intermediär fungieren vielmehr die Mediaagenturen, die dabei unmittelbare Vertragspartner unserer Vermarktungsgesellschaft SevenOne Media GmbH werden. Der Markt für TV-Werbezeiten ist dabei sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite durch konzentrierte Strukturen gekennzeichnet. Auf der Nachfrageseite existieren im Wesentlichen sieben große Verbünde aus Mediaagenturen, die sich in der Regel wiederum aus einer Vielzahl kleinerer Agenturen zusammensetzen. Diesen stehen auf der Angebotsseite vor allem die beiden privatrechtlichen Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL sowie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gegenüber. Vor diesem Hintergrund sowie der hohen Attraktivität des Fernsehens und seiner Bedeutung als Leitmedium im Media-Mix ergibt sich aus dem formal auf wenige Agenturen konzentrierten Geschäftsverhältnis kein nennenswertes wirtschaftliches Risiko. Ebenso hat ProSiebenSat.1 aufgrund der beschriebenen Verbundstruktur der Agenturen sowie der kurzen Rechnungszyklen von maximal einem Monat keine wesentlichen Ausfall- oder Liquiditätsrisiken identifiziert.

Sollten sich Werbebudgets rückläufig entwickeln, das Preisniveau bei der Werbezeitenvermarktung sinken oder Kunden ausfallen, könnte dies wesentliche Folgen für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns haben. Wir beobachten eine weiter steigende Wettbewerbsintensität im deutschen Werbemarkt, stufen Risiken aus der Vermarktung unserer TV-Werbezeiten jedoch nach wie vor als mittleres Risiko ein. Ihren Eintritt erachten wir für unwahrscheinlich. Unabhängig davon identifizieren und analysieren wir das Wettbewerbsumfeld sowie unsere Werbeerlöse und Werbemarktanteile regelmäßig, um mögliche Verlustpotenziale frühzeitig zu erkennen. Durch den Vergleich von Ist- und Planwerten mit den entsprechenden Vorjahreswerten können Budgetabweichungen erkannt und Gegenmaßnahmen wie Kostenanpassungen oder Änderungen in der Programmplanung und Preispolitik auch kurzfristig umgesetzt werden.

Online-Werbung: Werbeblocker. Im Bereich der Vermarktung von Online-Werbung stellen Werbeblocker ein Vertriebsrisiko dar. Diese als sogenannte „Plug-ins“ — d. h. Zusatzprogramme — für die Browser und inzwischen auch als Apps für mobile Endgeräte angebotenen Programme verhindern die Ausspielung von Werbung. Um dieses Risiko zu begrenzen, hat ProSiebenSat.1 verschiedene Maßnahmen ergriffen: Das Unternehmen hat technische Mittel eingeführt, die Werbeblocker wirksam unterbinden können. Parallel dazu sensibilisieren wir mit Aufklärungskampagnen unsere Nutzer; ein Beispiel hierfür war Stromberg-AdUcate. Darüber hinaus hat ProSiebenSat.1 Unterlassungsklage gegen den in Deutschland am weitesten verbreiteten Werbeblocker (AdBlock Plus) eingereicht. Das Verfahren wird derzeit beim OLG München geführt.

Eine weitere Verbreitung der Werbeblocker bleibt allerdings möglich; dies könnte sich erheblich auf den Erfolg des Online-Werbegeschäfts auswirken. Insgesamt stufen wir dieses Risiko für die ProSiebenSat.1 Group als mittleres Risiko ein.

Zuschauermarktanteile. Das Risiko von Zuschauermarktanteil-Rückgängen unserer Free-TV-Sender hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht, da neue Sender im deutschen Free-TV-Markt den Wettbewerb intensivieren. Aus diesem Grund beurteilen wir die Implikationen aus einem Rückgang der Zuschauermarktanteile unter Umständen als erheblich und die Eintrittswahrscheinlichkeit als möglich. Insgesamt hat sich unsere Risikoklassifizierung jedoch nicht verändert, wir bewerten diese Kategorie weiterhin als mittleres Risiko.

Der ProSiebenSat.1-Konzern ist führend im deutschen TV-Markt und verfügt über ein diversifiziertes Senderportfolio. Im September 2016 hat der Konzern kabel eins Doku gestartet; der Sender adressiert vor allem ein männliches Publikum zwischen 40 und 64 Jahren. kabel eins Doku ist nach sixx, ProSieben MAXX und SAT.1 Gold bereits der vierte Special-Interest-Sender, den ProSiebenSat.1 auf dem deutschen Markt anbietet. Diese Mehrsenderstrategie bietet Vorteile für die Vermarktung: Ziel ist es, durch zielgruppenspezifische Programme neue Zuschauer zu gewinnen und dadurch zusätzliche Werbeflächen zu schaffen. Mit dieser Strategie hat der Konzern 2016 in einem wettbewerbsintensiven Neukundenmarkt erneut über 100 neue Kunden gewonnen. Insgesamt erkennen wir durch die veränderte Risikoeinschätzung deshalb keine neuen Auswirkungen auf die Werbevermarktung der ProSiebenSat.1-Sender.

Zuschauermarktanteile sind eine wichtige Kennzahl zur Steuerung des Konzerns und zugleich ein Schlüsselindikator der Risikofrüherkennung: Sie spiegeln zum einen wider, ob ein Programmangebot dem Publikumsgeschmack entspricht. Damit messen sie die Attraktivität von Sendungen und indizieren deren Rentabilität. Zum anderen dokumentieren sie die Reichweite eines Werbespots und sind somit Leistungsnachweis für unsere Werbekunden. Das Unternehmen wertet die Ergebnisse daher täglich auf Grundlage von Daten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) aus. Dadurch ist ProSiebenSat.1 in der Lage, den Erfolg der Formate zu messen und bei Bedarf jederzeit gegenzusteuern. Zusätzlich zu quantitativen Auswertungen stellen qualitative Studien ein wichtiges Kontrollinstrument dar. Die ProSiebenSat.1-Programmforschung arbeitet eng mit verschiedenen Instituten zusammen. Diese führen im Auftrag von ProSiebenSat.1 regelmäßig Telefon- und Online-Interviews oder Gruppendiskussionen mit Zuschauern in Deutschland durch. Auf diese Weise erhalten die Sender ein unmittelbares Feedback von ihrem Publikum und können ihre Programme kontinuierlich optimieren und weiterentwickeln.

Content-Risiken

Die Content-spezifischen Risiken kategorisieren wir weiterhin als gering, sie haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Dabei unterscheidet der Konzern in Risiken aus dem Lizenzeinkauf und Risiken im Kontext von Auftrags- und Eigenproduktionen.

Lizenzeinkauf. Exklusivität und Neuartigkeit sind Qualitätsmerkmale von interessanten Programmformaten. Die ProSiebenSat.1 Group schützt daher durch Exklusiv-Vereinbarungen im Sinne von vertraglichen Sperrfristen (Hold-Back-Klauseln) ihre Rechte gegenüber anderen Lizenznehmern und Programmverwertungsformen. Um frühzeitig über Trends und neue Produktionen informiert zu sein, steht unser Einkauf zudem in ständigem Austausch mit internationalen und nationalen Lizenzgebern. Künftige Risiken aus dem Lizenzeinkauf können wir dennoch nicht vollständig ausschließen, erachten diese derzeit aber für sehr unwahrscheinlich. Sollten sich die Risiken realisieren, wären moderate Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns denkbar. Insgesamt bewerten wir dies als geringes Risiko. Unsere Einschätzung stützen wir auf folgende Sachverhalte:

Beim Erwerb von Programmlizenzen ist die ProSiebenSat.1 Group Währungsrisiken ausgesetzt, da sie einen großen Teil ihrer Spielfilme und Serien von den großen US-Studios bezieht. Der Konzern begrenzt dieses Risiko durch derivative Finanzinstrumente. Überdies könnten Preissteigerungen den Lizenzeinkauf und damit die Geschäftsentwicklung beeinflussen. Das Unternehmen steht auf dem Beschaffungsmarkt in Konkurrenz zu anderen Akteuren, darunter auch finanzstarken internationalen Wettbewerbern mit eigenen VoD-Plattformen und Sitz in den USA. Die ProSiebenSat.1 Group verfügt jedoch über einen diversifizierten Lieferantenstamm und hat Verträge mit allen großen US-Studios. Neben engen Geschäftsbeziehungen mit den Lizenzgebern sichert ein hohes Einkaufsvolumen die gute Verhandlungsposition des Konzerns, um exklusive Programme zu attraktiven Konditionen erwerben zu können. Darüber hinaus werden die Programmverträge oftmals bereits einige Jahre vor Produktion und Ausstrahlung abgeschlossen. Dies garantiert unsere Programmversorgung langfristig.

Dennoch könnte sich der Wettbewerb um attraktive Inhalte infolge einer wachsenden Konkurrenz durch internationale Marktteilnehmer sowie neue digitale Angebote weiter intensivieren. Hinzu kommt, dass vor allem für die kleinen TV-Sender immer häufiger Einzelkäufe notwendig sind, da ihr Programm sehr zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist. Zudem hat der frühzeitige Abschluss von Programmverträgen nicht nur Vorteile. Er birgt ein gewisses Risikopotenzial hinsichtlich zukünftiger Programmformate, falls deren Qualität und Erfolg nicht wie erwartet eintrifft. In diesem Fall wäre es notwendig, in zusätzliches Programm zu investieren. Zur proaktiven Risikominimierung trifft ProSiebenSat.1 langfristige Programmvereinbarungen daher ausschließlich mit Filmstudios bzw. Produktionsgesellschaften, die eine entsprechende Erfolgshistorie und Reputation aufweisen. Auch mit Blick auf den aktuell hohen Anteil an US-Programmen auf unseren Free-TV-Sendern haben wir allenfalls ein geringes Verlustpotenzial identifiziert. US-Formate wie „Navy CIS“ oder „The Big Bang Theory“ weisen eine große Popularität auf und erzielen auch in Deutschland hohe Zuschauermarktanteile.

Auftrags- und Eigenproduktionen (lokale Produktionen). Auftrags- und Eigenproduktionen werden speziell für einzelne Sender konzipiert und schärfen somit den Wiedererkennungswert eines Senders. Aufgrund von zum Teil fehlenden Referenzwerten wie Zuschauerquoten sind die Erfolgschancen von lokalen Formaten jedoch tendenziell risikobehafteter als bei Lizenzformaten, die bereits in anderen Ländern oder im Kino erfolgreich waren. Die ProSiebenSat.1 Group achtet daher auf ein individuelles, insgesamt aber ausgewogenes Verhältnis von Lizenzprogrammen einerseits sowie Auftrags- und Eigenproduktionen andererseits.

Um die Attraktivität von eigenproduzierten Formaten so zuverlässig wie möglich einschätzen zu können, betreibt ProSiebenSat.1 intensive Marktanalysen. So begleiten Forscher mit unterschiedlichsten Methoden die Entwicklung neuer Programmformate, zum Teil bereits in der Konzept- oder Drehbuchphase. Ein häufig angewendetes Instrument sind sogenannte Real-Time-Response-Tests (RTR). Sie kommen dann zum Einsatz, wenn es bereits erste Sequenzen oder eine Pilotfolge zu neuen TV-Formaten gibt. Bei Programmvorführungen dokumentieren Testpersonen mithilfe einer Art Fernbedienung ihre Stimmungen und Empfindungen sekundengenau und in Echtzeit. Eine weitere Maßnahme zur Risikobegrenzung stellt der interne Format-Management-Prozess dar. Hierbei durchläuft ein Programm von der Entwicklung bis zur Umsetzung mehrere Freigabestufen zur Qualitäts- und Erfolgssicherung.

Obwohl wir den Eintritt von Risiken in Zusammenhang mit lokalen Produktionen als unwahrscheinlich ansehen, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung nicht vollständig ausschließen. Wir bewerten dieses Risiko insgesamt als gering.

Technologische Risiken

Den Eintritt technologischer Risiken erachten wir aufgrund präventiver Maßnahmen und zuverlässiger Systeme für unwahrscheinlich und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns als gering. Die Bedeutung von technologischen Risiken bewerten wir daher unverändert als gering; mögliche Risikopotenziale werden nachfolgend beschrieben.

Sendetechnik. Eine Beeinträchtigung der Studio- und Sendetechnik kann finanzielle Folgen für unser Kerngeschäft TV haben. Werbekunden könnten beispielsweise aufgrund vorübergehender Ausfälle Garantie- und Kulanzansprüche stellen. Diesem Risiko begegnen wir mit einem umfassenden Sicherheitskonzept. So gewährleisten Back-up-Systeme in einem Störfall einen reibungslosen Ablauf der Sendetechnik. Die Redundanz-Systeme sind räumlich getrennt, mehrfach abgesichert und im Bedarfsfall fernsteuerbar. Die Basisinfrastruktur für die Stromversorgung am Standort Unterföhring wurde zudem bereits 2014 vollständig modernisiert. Sekundengenaues Reporting, ständige Wartung, regelmäßige Übungen und bedarfsgerechte Aufrüstung halten die Systeme auf dem neuesten Stand.

Studio-, Postproduktions- und IT-Systeme. Ein Ausfall kritischer Produktionssysteme, eine Manipulation oder unzulässige Offenlegung geschäftskritischer Informationen oder personenbezogener Daten können für den ProSiebenSat.1-Konzern zu finanziellen Verlusten oder Imageschäden führen. In diesem Zusammenhang hat der Konzern 2016 begonnen, den filebasierten Produktionsbetrieb weiter zu optimieren. Dazu wurde ein über vier Jahre terminiertes Programm aufgesetzt, welches in mehreren Teilprojekten die Erneuerung unserer Prozesslandschaft mit Schwerpunkt Materialflüsse, Rechteverwaltung und -auswertung vorsieht. Die ProSiebenSat.1 Group hat die Inhalte der TV-Sender und Online-Angebote bereits 2009 auf einen digitalen Materialpool transferiert und dadurch die Abhängigkeit von manuellen Abläufen verringert. Damit hat der Konzern Standards in der Medienbranche gesetzt und Kostenvorteile genutzt. Zugleich trägt die Automatisierung zur Risikominimierung bei.

ProSiebenSat.1 investiert kontinuierlich in Hard- und Software, Firewall-Systeme, Virenscanner sowie Zugangs- und Zugriffskontrollen. Um Schäden zu vermeiden, verfügt der Konzern über mehrere räumlich voneinander getrennte Rechenzentren, deren Aufgaben bei Systemausfällen vom jeweils anderen Rechenzentrum übernommen werden können. Übungen zu Krisenszenarien und Penetrationstests tragen dazu bei, mögliche Schwächen zu simulieren und das IT-System weiter zu optimieren. Im Jahr 2016 hat der Konzern alle relevanten Business-Applikationen umfangreichen Tests unterzogen, die einen guten und nochmals verbesserten Reifegrad bestätigten. Die Sicherheitsstandards werden zudem regelmäßig von der Internen Revision auf ihre Wirksamkeit geprüft.

Personalrisiken

Unsere Mitarbeiter gestalten den Erfolg von ProSiebenSat.1 und treiben durch ihr Wissen und ihr Engagement Innovationen im Konzern voran. Ein Schwerpunkt unserer Personalarbeit bildet daher die Kompetenzentwicklung. Dazu zählt zum einen die gezielte Nachwuchssicherung im Rahmen eines konzernweiten Talentmanagementsystem, zum anderen fördern wir Mitarbeiter über Angebote der hauseigenen ProSiebenSat.1 Academy. Zugleich binden Maßnahmen zur Work-Life-Balance und attraktive Vergütungsmodelle unsere Belegschaft langfristig. Der wirtschaftliche Erfolg hängt zudem davon ab, inwiefern es uns auch künftig gelingt, neues Fachpersonal und qualifizierte Führungskräfte einzustellen. Durch eine Standardisierung des Bewerbungsverfahrens, eine für mobile Endgeräte optimierte Karriereseite und zielgruppenspezifische Veranstaltungen konnte die Anzahl an passenden Bewerbern quantitativ und qualitativ gesteigert werden. Trotz dieser Maßnahmen können wir Personalrisiken nicht vollständig ausschließen. Wir erachten ihren Eintritt jedoch für unwahrscheinlich; ihre finanzielle Ausprägung wäre allenfalls moderat. Die personalspezifischen Risiken stufen wir somit unverändert als gering ein.

Investitionsrisiken

Die ProSiebenSat.1 Group verfolgt ein aktives Portfoliomanagement mit unterschiedlichen M&A-Ansätzen, dazu zählen Unternehmensakquisitionen über Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligungen. Die Bedeutung möglicher Risiken im Zusammenhang mit M&A-Maßnahmen hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.

Risiken aus Mehrheitsbeteiligungen. Akquisitionen eröffnen uns Wachstums- und Effizienzmöglichkeiten und erleichtern den Zugang zu neuen Märkten. Gleichzeitig bergen Investitionen Risiken mit möglichen finanziellen Implikationen. Die Beteiligungen unterliegen daher einem kontinuierlichen Monitoring-Prozess; dabei wird auch ihre Werthaltigkeit analysiert. Neben der Rentabilität bergen gerade Mehrheitsbeteiligungen Risiken mit Blick auf die Integration der akquirierten Unternehmen. Wir betrachten den Eintritt von Risiken aus Mehrheitsbeteiligungen jedoch als unwahrscheinlich. Ihre potenzielle finanzielle Auswirkung wäre moderat, sodass wir dieses Risiko als insgesamt gering einstufen.

Risiken aus Minderheitsbeteiligungen. Bei vielen Akquisitionen erwirbt ProSiebenSat.1 zunächst eine Minderheit an Unternehmen, um finanzielle Risiken zu begrenzen und Erfahrungen zu sammeln, wie wertsteigernd eine Beteiligung das bestehende Portfolio ergänzt. Die Investitionen in Minderheitsbeteiligungen bergen dennoch Risiken, da die Performance und insbesondere die Rentabilitätsentwicklung möglicherweise unter der Erwartung liegen können. Dies könnte gegebenenfalls zu einer Wertminderung der Investition führen. Risiken aus der Investition in eine Minderheitsbeteiligung bewerten wir jedoch als unwahrscheinlich und in ihrer Bedeutung als gering. Sie könnten allenfalls moderate Auswirkungen haben.

Finanzwirtschaftliche Risiken

Im Rahmen unserer Geschäfts- und Finanzierungstätigkeit ist der Konzern verschiedenen finanzwirtschaftlichen Risiken ausgesetzt (Abb. 95). Die Bewertung und Steuerung dieser Risiken wird zentral koordiniert. Dazu analysiert der Konzernbereich Group Finance & Treasury die Entwicklung an den Märkten, leitet daraus Chancen- und Verlustpotenziale für ProSiebenSat.1 ab und beurteilt regelmäßig die Risikosituation; die erforderlichen Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE definiert. Der Bereich Finance & Treasury wird im Rahmen des Risikomanagements jährlich von der Internen Revision geprüft. Auch die letzte Prüfung hat zu einem positiven Ergebnis geführt und erneut die Effektivität des Systems bestätigt. Grundsätze, Aufgaben und Zuständigkeiten sind konzernweit festgelegt und über Richtlinien für alle Tochtergesellschaften der ProSiebenSat.1 Group verbindlich geregelt.

Die Einstufungen der einzelnen Risiken erläutern wir nachfolgend; weitere Informationen zu den Sicherungsinstrumenten, Bewertungen und Sensitivitätsanalysen sowie eine detaillierte Beschreibung des Risikomanagementsystems in Bezug auf Finanzinstrumente enthält der Konzernanhang.

Finanzwirtschaftliche Risiken (Abb. 95)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Zins- und Wechselkursschwankungen oder der Ausfall von Kreditgebern könnten die Finanzierungssituation bzw. Liquidität des Konzerns erheblich belasten. Wir begegnen diesen Risiken mit umfangreichen Maßnahmen und nutzen Derivate als Sicherungsinstrumente.

Finanzierungsrisiko

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Ausfallrisiken

 

wesentlich

 

unwahrscheinlich

 

mittel

 

gestiegen

Zinsrisiken

 

gering

 

möglich

 

gering

 

gesunken

Währungsrisiken

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Liquiditätsrisiken

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Finanzierungsrisiko. Die Gewährleistung der Finanzierungsfähigkeit ist das wichtigste Ziel unserer Finanzierungspolitik. Deshalb beobachtet der Konzern die Geld- und Kapitalmärkte kontinuierlich und bewertet Entwicklungen an diesen Märkten im Rahmen des Risikomanagements. Die Verfügbarkeit der bestehenden Kreditmittel hängt insbesondere von der Einhaltung bestimmter vertraglicher Bestimmungen ab. Dazu gehören marktübliche Covenant-Vereinbarungen, die ebenfalls einer regelmäßigen und systematischen Prüfung unterliegen. Die Bestimmungen wurden im Geschäftsjahr 2016 wiederum eingehalten; ein Verstoß ist auf Basis unserer derzeitigen Unternehmensplanung auch künftig nicht absehbar. Covenant-Verstöße könnten wesentliche Auswirkungen auf unsere Finanzlage und die Ergebnisentwicklung haben. Wir erachten den Eintritt jedoch für sehr unwahrscheinlich und stufen das Finanzierungsrisiko insgesamt als gering ein.

Neben dem Zugang zu ausreichenden Finanzierungsmitteln ist eine zweite Zielsetzung, die Kapitaleffizienz weiter zu optimieren. In diesem Kontext hat der Konzern im Jahr 2016 die guten Bedingungen an den Kapitalmärkten genutzt, um das Finanzierungsportfolio zu diversifizieren. Dazu hat das Unternehmen seine Fremdkapitalstruktur diversifiziert und drei Schuldscheindarlehen begeben. Außerdem hat ProSiebenSat.1 über eine Grundkapitalerhöhung die Kapitalbasis gestärkt und so den finanziellen Spielraum für strategische Zukäufe erhöht. Dabei verfolgt der Konzern klare Zielvorgaben für den Verschuldungsgrad; dieser lag zum Jahresende mit 1,9 im Zielkorridor.

Ausfallrisiken. Das Ausfallrisiko ist aufgrund der höheren liquiden Mittel und dem damit verbundenen gestiegenen Anlagebedarf im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Ausfallrisiken könnten sich wesentlich auf unsere Ergebnisentwicklung und die Finanzlage auswirken; wir bewerten den Eintritt von Ausfallrisiken jedoch als unwahrscheinlich und das Risiko insgesamt als mittel. Der Konzern schließt Finanz- und Treasury-Geschäfte ausschließlich mit Geschäftspartnern ab, die hohe Bonitätsanforderungen erfüllen. Das Profil der Kontrahenten wird in diesem Zusammenhang systematisch und kontinuierlich überwacht. Neben der Bonitätskontrolle begrenzt ProSiebenSat.1 die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ausfallrisiken durch eine breite Streuung der Kontrahenten. Die Bedingungen für den Abschluss von Finanz- und Treasury-Geschäften sind konzernweit einheitlich in einer Richtlinie geregelt.

Zinsswaps und Devisentermingeschäfte werden im Rahmen des Hedge Accountings als Cashflow Hedges bilanziert, nähere Informationen befinden sich im Anhang, Ziffer 30 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“, Seite 233. Derivative Finanzinstrumente setzt die ProSiebenSat.1 Group nicht zu Handelszwecken ein; sie dienen ausschließlich der Absicherung bestehender Risikopositionen.

Zinsrisiken. Die ProSiebenSat.1 Group setzt Zinsswaps und Zinsoptionen ein, um ihre variabel verzinslichen Term Loans gegen marktbedingte Zinssatzveränderungen zu sichern. Die Absicherungsquote hat sich zum Berichtsstichtag auf ca. 98 Prozent erhöht, gegenüber ca. 78 Prozent zum Jahresende 2015. Vor diesem Hintergrund bewerten wir finanzielle Implikationen aus Zinsveränderungen mit Blick auf ihr potenzielles Ausmaß als gering bei möglicher Eintrittswahrscheinlichkeit. Dementsprechend stufen wir die Bedeutung des Zinsrisikos auch insgesamt als gering ein; zum Jahresende 2015 haben wir ihre Bedeutung noch als mittel kategorisiert. Weiterführende Informationen zu den Sicherungsinstrumenten, Bewertungen und Sensitivitätsanalysen sowie eine detaillierte Beschreibung des Risikomanagementsystems in Bezug auf Finanzinstrumente enthält der Konzernanhang.

Risiken aus Ineffektivitäten, im Zusammenhang mit fallenden Zinsen, siehe Anhang, Ziffer 30 „Sonstige Erläuterungen nach IFRS 7 zum Finanzrisikomanagement und zu den Finanzinstrumenten“, Seite 233.

Anhang

Währungsrisiken. Währungsrisiken stufen wir ebenfalls als gering ein. Risiken aus Währungsschwankungen können entstehen, wenn Umsatzerlöse in einer anderen Währung anfallen als die damit zusammenhängenden Kosten bzw. Investitionen (Transaktionsrisiko). Dies trifft bei ProSiebenSat.1 vor allem auf den Lizenzeinkauf zu: Das Unternehmen schließt die meisten Lizenzverträge mit Produktionsstudios in den USA ab und erfüllt die finanziellen Verpflichtungen hieraus in der Regel in US-Dollar. Der Konzern steuert dieses Risiko durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente, insbesondere Devisentermingeschäfte. Zum 31. Dezember 2016 lag die Absicherungsquote bezogen auf einen Zeitraum von sieben Jahren bei 77 Prozent (Vorjahr: 75). Aufgrund der hohen Absicherungsquote schätzen wir Auswirkungen als moderat ein. Zugleich erachten wir den Eintritt dieses Risikos für unwahrscheinlich.

Liquiditätsrisiken

Der Mangel an freien Mitteln und damit die Fähigkeit, Verbindlichkeiten jederzeit adäquat zu bedienen, könnten wesentliche finanzielle Folgen haben. Die Liquidität wird daher zentral auf Basis eines Cashmanagementsystems gesteuert: Als Indikator zur Risikofrüherkennung dient der zu erwartende freie Liquiditätsspielraum. Dieser wird durch die Gegenüberstellung von tatsächlich verfügbaren Mitteln mit Planwerten ermittelt und unter Berücksichtigung saisonaler Einflussfaktoren bewertet.

Zum Jahresende verfügte der Konzern über flüssige Mittel von 1.271 Mio Euro (Vorjahr: 734 Mio Euro); daneben gewährleistet eine revolvierende Kreditlinie in Höhe von 600 Mio Euro ausreichend Liquidität. Es ist somit sehr unwahrscheinlich, dass sich Risiken aus Liquiditätsengpässen ergeben. Wir stufen diese Kategorie weiterhin als geringes Risiko ein.

Angaben zum internen Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess (§ 289 Abs. 5 HGB bzw. § 315 Abs. 2 Nr. 5 HGB) mit Erläuterungen (Abb. 96)

 

Das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess soll sicherstellen, dass Geschäftsvorfälle im Konzernabschluss der ProSiebenSat.1 Media SE (aufgestellt nach den International Financial Reporting Standards, IFRS) bilanziell richtig abgebildet und die Vermögenswerte und Schulden damit hinsichtlich Ansatz, Bewertung und Ausweis zutreffend erfasst sind. Die konzernweite Einhaltung gesetzlicher und unternehmensinterner Vorschriften ist Voraussetzung hierfür. Umfang und Ausrichtung der implementierten Systeme wurden vom Vorstand anhand der für den ProSiebenSat.1-Konzern spezifischen Anforderungen ausgestaltet. Diese werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert. Trotz angemessener und funktionsfähiger Systeme kann eine absolute Sicherheit zur vollständigen Identifizierung und Steuerung der Risiken nicht gewährleistet werden. Die unternehmensspezifischen Grundsätze und Verfahren zur Sicherung der Wirksamkeit und Ordnungsmäßigkeit der (Konzern-)Rechnungslegung werden im Folgenden erläutert.

Ziele des Risiko­managementsystems in Bezug auf Rechnungs­legungsprozesse

 

Der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE versteht das interne Kontrollsystem im Hinblick auf den Rechnungslegungsprozess als Teilbereich des konzernweiten Risikomanagementsystems. Durch die Implementierung von Kontrollen soll hinreichende Sicherheit erlangt werden, dass trotz der identifizierten Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweisrisiken ein regelungskonformer (Konzern-)Abschluss erstellt wird. Die wesentlichen Ziele eines Risikomanagementsystems in Bezug auf die (Konzern-)Rechnungslegungsprozesse sind:

 

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Identifizierung von Risiken, die das Ziel der Regelungskonformität des (Konzern-)Abschlusses und des (Konzern-)Lageberichts gefährden könnten.

 

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Begrenzung bereits erkannter Risiken durch Identifikation und Umsetzung angemessener Maßnahmen.

 

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Überprüfung erkannter Risiken hinsichtlich eines möglichen Einflusses auf den (Konzern-)Abschluss und die entsprechende Berücksichtigung dieser Risiken.

Des Weiteren unterliegen unsere Prozessbeschreibungen sowie unsere Risikokontrollmatrizen einer jährlichen Überprüfung. Hierdurch wird die Aktualität der Beschreibung sichergestellt und damit auch die Etablierung kontinuierlich wirksamer Kontrollmechanismen erreicht. Diese Update-Vorgänge sowie regelmäßige Tests auf Basis von Stichproben waren Teil des Projekts PRIME und sind seitdem integraler Bestandteil des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems im Hinblick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess. Basierend auf den Testergebnissen erfolgt eine Einschätzung, ob die Kontrollen angemessen ausgestaltet und wirksam sind. Erkannte Kontrollschwächen werden unter Beachtung ihrer potenziellen Auswirkungen behoben.

Aufbauorganisation

 

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Die wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Abschlüsse der Einzelgesellschaften werden unter Zuhilfenahme von Standardsoftware erstellt.

 

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Die Konsolidierung der Einzelabschlüsse zum Konzernabschluss erfolgt mithilfe einer modernen, hocheffizienten Standardsoftware.

 

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Die Abschlüsse der wesentlichen Einzelgesellschaften werden sowohl nach lokalen Rechnungslegungsvorschriften als auch nach dem auf IFRS basierten Bilanzierungshandbuch aufgestellt, das allen in den Rechnungslegungsprozess eingebundenen Mitarbeitern über das konzernweite Intranet verfügbar gemacht wird. Die in den Konzernabschluss einbezogenen Einzelgesellschaften übermitteln ihre Abschlüsse in einem vorgegebenen Format an das Konzernrechnungswesen.

 

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Die eingesetzten Finanzsysteme sind durch entsprechende Zugangs- und Zugriffskontrollen (Berechtigungskonzepte) geschützt.

 

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Es existiert für den gesamten Konzern ein einheitlicher Positionsplan, nach dem die betreffenden Geschäftsvorfälle zu buchen sind.

 

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Die Ermittlung bestimmter rechnungslegungsrelevanter Sachverhalte (z. B. Gutachten zur Pensionsrückstellung) wird unter Mitwirkung externer Experten vorgenommen.

 

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Die wesentlichen Funktionen im Rechnungslegungsprozess – Accounting & Taxes, Controlling sowie Finance & Treasury – sind klar getrennt. Die Verantwortungsbereiche sind eindeutig zugeordnet.

 

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Die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Abteilungen und Bereiche werden in quantitativer und qualitativer Hinsicht angemessen ausgestattet. Es finden regelmäßig fachliche Schulungen statt, um eine Abschlusserstellung auf verlässlichem Niveau zu gewährleisten.

 

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Ein angemessenes Richtlinienwesen (z. B. Bilanzierungshandbuch, Verrechnungspreisrichtlinie, Einkaufsrichtlinie, Reisekostenrichtlinie etc.) ist eingerichtet und wird bei Bedarf aktualisiert.

 

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Die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems in Bezug auf die rechnungslegungsrelevanten Prozesse wird (in Stichproben) durch den prozessunabhängigen Bereich Internal Audit überprüft.

Ablauforganisation

 

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Für die Planung, Überwachung und Optimierung des Prozesses zur Erstellung des Konzernabschlusses erfolgt der Einsatz von Tools, die unter anderem einen detaillierten Abschlusskalender sowie alle wichtigen Aktivitäten, Meilensteine und Verantwortlichkeiten beinhalten. Allen Aktivitäten und Meilensteinen sind konkrete Zeitvorgaben zugeordnet. Die Einhaltung der Berichtspflichten und -fristen wird zentral durch das Konzernrechnungswesen überwacht.

 

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Bei allen rechnungslegungsbezogenen Prozessen werden Kontrollen wie Funktionstrennung, Vier-Augen-Prinzip, Genehmigungs- und Freigabeverfahren sowie Plausibilisierungen vorgenommen.

 

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Es besteht eine klare Zuordnung der Aufgaben bei der Erstellung des Konzernabschlusses (z.B. Abstimmung konzerninterner Salden, Kapitalkonsolidierung, Überwachung der Berichtsfristen und Berichtsqualität in Bezug auf die Daten der einbezogenen Unternehmen etc.). Für spezielle fachliche Fragestellungen und komplexe Bilanzierungssachverhalte fungiert das Konzernrechnungswesen als zentraler Ansprechpartner.

 

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Alle wesentlichen in den Konzernabschluss einbezogenen Informationen werden umfangreichen systemtechnischen Validierungen unterzogen, um die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten zu gewährleisten.

 

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Risiken, die sich auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess beziehen, werden kontinuierlich im Rahmen des im Risikobericht beschriebenen Risikomanagementprozesses erfasst und überwacht.

Compliance-Risiken

Allgemeine Compliance

Ziel von Compliance ist die Gewährleistung einer rechtlich jederzeit und in jeder Hinsicht einwandfreien Geschäftsführung. Mögliche Verletzungen von gesetzlichen Vorschriften und Meldepflichten, Verstöße gegen den Deutschen Corporate Governance Kodex oder mangelnde Transparenz der Unternehmensführung können die Regelkonformität gefährden. Aus diesem Grund hat die ProSiebenSat.1 Group einen konzernweit gültigen Verhaltenskodex sowie verschiedene Richtlinien etabliert, die den Mitarbeitern konkrete Verhaltensregeln für verschiedene berufliche Situationen geben. Darüber hinaus werden die Mitarbeiter systematisch zu den Themengebieten Datenschutz, Kartellrecht und Bestechung geschult.

Zur Prävention möglicher Verstöße hat die ProSiebenSat.1 Group ein Compliance Board implementiert, das sich aus dem Finanzvorstand, dem Vorstand Recht, dem Group Chief Compliance Officer, dem Chef der Internen Revision sowie Mitarbeitern aus operativen Bereichen zusammensetzt. Das Compliance Board hat die Aufgabe, Prozesse und Strukturen zu schaffen, durch die denkbare widerrechtliche Handlungen frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Die Arbeit des Compliance Board steuert der Group Chief Compliance Officer des Konzerns. Zur Stärkung der Compliance-Organisation wurden ergänzende dezentrale Strukturen implementiert. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Information über aktuelle Entwicklungen in den verschiedenen Unternehmensbereichen haben das Risikoniveau reduziert.

Angesichts unserer effektiven Compliance-Strukturen halten wir den Eintritt von Compliance-Risiken für unwahrscheinlich, können jedoch moderate negative Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns nicht vollständig ausschließen. Das Risiko aus allgemeiner Compliance stufen wir für den Konzern entsprechend als gering ein. Damit ist diese Risikokategorie unverändert gegenüber dem Vorjahr (Abb. 97).

Sonstige rechtliche Risiken

Regulatorische Risiken. Etwaige unvorhergesehene Veränderungen der regulatorischen oder rechtlichen Rahmenbedingungen können Auswirkungen auf einzelne Geschäftsaktivitäten haben. Die ProSiebenSat.1 Group ist dabei insbesondere verschiedenen Risiken im Zusammenhang mit verschärften Bestimmungen zu Werbung, Werbeformen, Sendelizenzen oder Gewinnspielen ausgesetzt. Das Unternehmen verfolgt alle relevanten Entwicklungen aktiv und steht mit den zuständigen Regulierungsbehörden in ständigem Kontakt, um eine bestmögliche Berücksichtigung seiner Interessen zu gewährleisten. Den Eintritt von Risiken aus dem regulatorischen oder rechtlichen Umfeld erachten wir vor diesem Hintergrund für unwahrscheinlich und bewerten dieses Risiko insgesamt als gering. Sollte dieses Risiko dennoch eintreten, können wir moderate negative Auswirkungen auf unsere Ergebnisentwicklung und insbesondere die Ertragslage im Segment Broadcasting German-speaking nicht vollständig ausschließen.

Garantieansprüche aus dem Verkauf der belgischen TV-Aktivitäten. Mit Kaufvertrag vom 20. April 2011 hat die ProSiebenSat.1 Group ihre belgischen TV-Aktivitäten an die De Vijver NV („DV“) veräußert. Die ProSiebenSat.1 Media SE trat dabei als Verkäufergarant auf. Die DV hat Ansprüche gegen die Gesellschaft auf Schadenersatz aufgrund angeblicher Verletzungen gegen die im Kaufvertrag geregelte Bilanz- und Mietvertragsgarantie erhoben. Die vertraglich vereinbarte Haftungshöchstsumme aus sämtlichen Garantien beläuft sich auf insgesamt 20 Mio Euro. Auf der Grundlage einer erneuten Prüfung sowie der daraus resultierenden Neueinschätzung der Sach- und Rechtslage hält die ProSiebenSat.1 Group den Auswirkungsgrad der Risiken für wesentlich, den Eintritt dieses Risikos jedoch für sehr unwahrscheinlich. Das Gesamtrisiko schätzen wir als gering ein.

Neben diesen Risikopotenzialen könnten Rechtsstreitigkeiten unserem Geschäft, unserer Reputation oder unseren Marken Schaden zufügen und Kosten verursachen. Darunter fallen beispielsweise Garantieansprüche, Unterlassungsansprüche oder Schadensersatzklagen. Zudem können sich finanzielle Implikationen aus einer veränderten Rechtsauffassung bzw. ihrer Auslegung ergeben. Die einzelnen Risiken sind nachfolgend kategorisiert; weitergehende Informationen enthält Ziffer 28 „Eventualverbindlichkeiten“ des Anhangs zum Konzernabschluss.

Steuerliche Risiken im Zusammenhang mit der Veräußerung von Tochterunternehmen in Schweden sind im Geschäftsjahr 2016 eingetreten. Im Mai 2016 hat das Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil des schwedischen Finanzgerichts in zweiter Instanz bestätigt. Die Steuernachforderungen in Höhe von 374 Mio SEK (40 Mio Euro) wurden im zweiten Quartal 2016 beglichen und im Ergebnis nicht-fortgeführter Aktivitäten nach Steuern ausgewiesen. Ein verbleibendes Risiko besteht zum 31. Dezember 2016 somit nicht mehr. In den Niederlanden konnte im Juni 2016 hingegen eine Einigung mit dem Finanzamt erzielt werden. Eine zusätzliche Steuerbelastung für die ProSiebenSat.1 Group resultiert hieraus nicht. Das im Konzernabschluss zum 31. Dezember 2015 berichtete Steuerrisiko existiert insofern nicht länger.

Compliance-Risiken (Abb. 97)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auswirkungs­grad

 

Eintritts­wahrschein­lichkeit

 

Risiko­bedeutung

 

Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Die potenziellen finanziellen Folgen einzelner rechtlicher bzw. medienpolitischer Änderungen bzw. gesetzlicher Verstöße stufen wir aufgrund der teilweise großen Unterschiede der Compliance-Risiken unterschiedlich hoch ein. Wir begrenzen diese Risiken einerseits durch eine enge Zusammenarbeit mit Rechtsexperten. Andererseits fördern konzernweite Compliance-Strukturen und gezielte Schulungen von Mitarbeitern konformes Handeln.

Allgemeine Compliance

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

SONSTIGE RECHTLICHE RISIKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

Regulatorische Risiken

 

moderat

 

unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Auskunfts- und Schadensersatzklagen der RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG und El Cartel Media GmbH & Co. KG

 

moderat

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

§ 32a UrhG („Bestseller“, Non Fiction)

 

kann nicht bewertet werden

 

möglich

 

mittel

 

unverändert

Garantieansprüche aus dem Verkauf der belgischen TV-Aktivitäten

 

wesentlich

 

sehr unwahrscheinlich

 

gering

 

unverändert

Sonstige Risiken

Sicherheitsrisiken

Zielgerichtete Angriffe zeigen, dass politisch, wirtschaftlich oder auch ideologisch motivierte Gruppen eine größer werdende Herausforderung für unsere Gesellschaft darstellen. Sicherheitsrisiken, die früher Bestandteil der technologischen Risiken waren, werden nun getrennt unter der Kategorie „Sonstige Risiken“ berichtet. Angesichts der getroffenen Präventionen stufen wir das Sicherheitsrisiko insgesamt als mittel ein. Den Eintritt des Sicherheitsrisikos halten wir für möglich und dessen potenzielle Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns als moderat.

Die steigende Anzahl und Qualität von Bedrohungsfaktoren erfordern effektive und schnelle Notfallpläne und klare Verantwortlichkeiten. Dazu hat ProSiebenSat.1 Handlungsanweisungen definiert (Campus Rules) und eine Krisenorganisation etabliert. Eine breit angelegte Notfall- und Krisenübung mit aktuellen und realitätsnahen Szenarien hat im Jahr 2016 gezeigt, dass unsere Maßnahmen wirken und den Schutzbedarf konzernweit gewährleisten. Zugleich gewinnen der Schutz von Daten und die Sicherung von Unternehmenswerten in Form von Informationen weiter an Relevanz. Darauf hat ProSiebenSat.1 ebenfalls reagiert und 2016 zum Beispiel ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) implementiert. Ziel ist es, die Qualität relevanter informationsverarbeitender Bereiche regelmäßig zu prüfen und einer potenziellen Cyber-Kriminalität koordiniert entgegenzuwirken. Gleichzeitig werden Mitarbeiter sensibilisiert und in Sicherheitsfragen geschult.

Daneben könnten unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Anschläge Arbeitsabläufe und somit auch das Ergebnis von ProSiebenSat.1 beeinträchtigen. Deshalb tragen wir unter anderem mit baulichen und technischen Absicherungen, wie der Einfriedung weiterer Liegenschaften, solchen Risiken Rechnung. Gleichzeitig hat der Konzern 2016 Maßnahmen ergriffen, um die Zugangskontrollen zu den Gebäuden am Hauptstandort in Unterföhring zu erhöhen. Durch spezialisierte Fachkräfte hat der Konzern außerdem risikogerecht das Schutzniveau erhöht; die neu aufgebaute Abteilung sichert Personen und Veranstaltungen.